Auszug aus dem Kapitel
.....Seit Jahren passen wir in der Bildungspolitik der Bundesrepublik das Niveau auf den schwächsten, gemeinsamen Nenner an. Das Ergebnis einer derartigen Wandlung ist, dass viele junge Erwachsene die Grundlagen deutscher Sprache, auch nur in Ansätzen, nicht mehr beherrschen. Grundlagen der Bildung scheinen verloren zu gehen in den unendlichen Weiten einer bildungsarmen Generation. Die Menschen, die in Deutschland geboren werden, unterliegen einer Institutionalisierung, dessen Regelwerk die jeweilige Regierung schreibt. Die Regierungen in den letzten zwanzig Jahren hatten dabei eine gemeinsame Grundlage. Es war die Ansicht, dass alle Menschen gleich sind und wenn sie nicht gleich sind, werden sie gleichbehandelt und durch die Gleichbehandlung werden sie dann zu Gleichen. Das war die Annahme und die Anmaßung.
Niemand in diesem Land soll aufgrund seiner Fähigkeiten benachteiligt werden. Ein Grundgedanke, der einer humanistischen Romantik entspringt, aber den Abgleich mit der Realität kaum standhält. Die Grundlage des Wohlstandes dieses Landes ist das Leistungsprinzip und dass man innerhalb dieses Leistungsgedankens Maximales für sich erreichen kann. Dabei bleibt es unberücksichtigt, wie dieses Maximum definiert ist und ob es nur eine individuelle Auslegung bleibt.
Die Gleichschaltung im Bildungssystem ließ Schulen verschwinden, die eine Daseinsberechtigung hatten, aber als ungleich angesehen und daher als unnötig galten. Wir haben vereinheitlichende Schulen, die ihr Konzept im Namen tragen und dafür sorgen, dass in den Leistungen über eine lange Distanz kaum ein Niveauunterschied besteht. Überforderte Schüler werden in derselben Klasse unterrichtet wie die Unterforderten. Schüler mit starken Defiziten in der deutschen Sprache werden zusammen mit Muttersprachlern unterrichtet.
Wir passen dabei das Niveau dem schwächsten Glied an, weil heute jeder Schüler ein Abitur braucht und wenn nicht, dann macht es betroffen. Jeder soll mindestens studieren und jeder soll einen Bachelor in seiner Vitae verzeichnen können. Handwerk, das sind ja die anderen, da können die hin, denen man selbst an den gleichgeschalteten Schulen nicht zum Abitur verhelfen konnte. Das Ergebnis dieser Schulpolitik ist, dass Kinder und Jugendliche demotiviert werden und sich aus einer Leistungsgesellschaft verabschieden, weil sie resignieren, angesichts einer erschöpfenden Pflichtveranstaltung. Das Ergebnis zeigt sich in den Auswüchsen eines defizitären Bildungsniveaus.
Immer mehr Kinder psychisch kranker Eltern durchlaufen Schullaufbahnen und werden am Ende dieser Laufbahn in eine Leistungsgesellschaft entlassen, die nur wenig Rücksicht auf Befindlichkeiten nimmt. Während des gesamten Schullebens passen wir die Leistungsanforderung an das schwächste Glied an. Mit dem Eintritt in das »Erwachsenenleben« erfolgt die Niveauregulation in die andere Richtung.......